Unternehmensführung spielerisch: Open-Book Management

4 Min.
02.03.2017

(Bildquelle: Pixabay)

„Nun sitz ich hier, bin etabliert und schreib auf teurem Papier, ein Lied über meine Vergangenheit, damit ich den Frust verlier.“ Wer kennt ihn nicht, diesen Text aus dem Lied „Mit 18“ von MMW? Mir geht es gerade so ähnlich, wie in dem Text. Nur, dass ich kein Lied und nicht auf Papier schreibe, sondern einen Blogbeitrag, dafür mein Hirn und die Tatstatur malträtiere und die Buchstaben auf dem Bildschirm tanzen lasse. Aber warum sitze ich hier und tue das? Weil ich mich darauf eingelassen habe, auf die höchste Gewinnstufe zu zocken. Zocken?? Ja, ich bin Spieler. Berufsbedingt sogar. Wie es dazu kam? Das ist eine spannende Geschichte.

Wie alles begann

Wir schreiben das Jahr 2015. Nach vielen gestarteten Maßnahmen stellten wir mal wieder fest, dass jeder Versuch, Änderungen zu bewirken, scheitert, wenn er nicht konsequent verfolgt wird. Gründe (also Ausreden, a. d. R.) gibt es immer viele. „Das operative Geschäft“, „DIE wollen ja nicht“, „Ich habe keine Zeit“, „Mir ist das Ziel nicht klar“, „Ich weiß nicht wie“, usw. usw.  Hoppla. Bei den beiden letzten „Gründen“ wurden wir aufmerksam. Die Frage nach dem Ziel und dem „Wie“ muss sich doch beantworten lassen. Um nicht in die „weiter so“ Falle zu tappen, musste also dringend etwas geschehen. Nach kluger Recherche haben wir beschlossen, „Leading Simple“ von Boris Grundl als Führungssystem bei uns einzuführen. Die gesamte Maßnahme lief gut an und es haben sich bereits Erfolge eingestellt. Unter anderem wurden die Führungskräfte geschult, es fanden Gespräche mit den Mitarbeitern statt, aber auch die Analyse unserer Werte und Stärken war ein zentrales Thema. Und es wurden weitere sinnvolle Dinge auf den Weg gebracht, dessen Ende noch lange nicht erreicht ist. Wir haben aber die richtige Richtung eingeschlagen und kommen einem unserer Ziele (hört, hört), nämlich „wirkungsvolles Führen mit System“, immer näher.

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Das kann doch aber nicht alles gewesen sein. Richtig! Es sollen ja nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Firma selbst geführt werden. Es muss doch möglich sein, ein Unternehmen so zu führen, dass nicht nur einer die Regeln kennt, alle Risiken und Möglichkeiten gegeneinander abwägen muss und einsame Entscheidungen trifft, die Auswirkungen auf die Zukunft der Firma und somit aller Mitarbeiter haben. Utopie? Nein! Diese Möglichkeit gibt es wirklich.

Wie geht das?

Eine Möglichkeit, ein Unternehmen effizient zu führen, ist das Open Book Management. Diesen Begriff gibt es bereits seit den 1990er Jahren.

Definition nach Wikipedia [1]: „Open-Book Management (OBM) ist ein Modell der Unternehmensführung, das darauf abzielt, durch umfassende Transparenz über alle Hierarchiestufen die Effizienz eines Unternehmens zu steigern“

Cool. Transparenz! Endlich erfahre ich, was der Chef verdient, äh, ich meine, bekommt. Nee. Das ist damit nicht gemeint. Die Grundidee ist, dass alle Mitarbeiter verstehen, wie das Unternehmen als Ganzes funktioniert. Das bedeutet, alle Mitarbeiter setzen sich aktiv mit den Firmenzielen auseinander. Die Hauptaufgabe besteht dann darin, allen Beschäftigten die relevanten Finanz- und Firmeninformation zu vermitteln. Und zwar so, dass sie sich alle als Geschäftspartner und Mitunternehmer fühlen und dementsprechend denken und handeln. Open Book Management steht im Gegensatz zur Traditionellen „Top Down Management“-Methode und wird deshalb oft auch als „Führen von unten“ bezeichnet, was sich aber nur auf das klassische Organigramm eines Unternehmens bezieht und keine Wertung des „unten“ darstellt. Dies bedeutet also, dass quasi alle Mitarbeiter an der Führung des Unternehmens beteiligt sind. Und genau das ist unser Ziel.

Der Weg

Dass alle unsere Mitarbeiter Finanzzahlen verstehen, davon waren wir überzeugt. Schließlich sind wir als Beratungsunternehmen tätig und müssen auch mal einen Business Case rechnen oder zumindest bewerten können. Aber wie vermittelt man nun diese öden Finanzzahlen so, dass sie jeder wissen will, um sein Verhalten und seine Entscheidungen danach auszurichten? Genau: spielerisch.  Muss man sich das alles selbst ausdenken? Nein. Es gibt doch „GoGREAT“. Zunächst war ich sehr skeptisch, da wir auch noch mit der Einführung von „Leading Simple“ beschäftigt sind und schon mit der nächsten Methode „um die Ecke“ kommen. Ich wollte mich aber nicht grundsätzlich dagegen sperren, also besuchten wir zu Dritt die Auftaktveranstaltung und waren begeistert. Unser Entschluss: diesen Weg kann man gehen und wir machen da mit! In mehreren aufeinander abgestimmten Trainings, die abwechselnd in den Räumlichkeiten der teilnehmenden Unternehmen stattfinden, werden die Inhalte vermittelt und es werden bereits die ersten Minispiele mit den Teilnehmern gespielt. Aufgabe ist es aber auch, Minispiele in den Unternehmen durchzuführen. Warum werden Minispiele gespielt? Sie sollen u. A. das Teamwork verbessern,  eine Gewinnermentalität entwickeln und natürlich beim Finanztraining unterstützen. Es wird niemals gegen eine Person gespielt, sondern immer auf ein gemeinsames Ziel, damit es nur Gewinner gibt.

Mit unserem ersten Versuch, ein „Minispiel“ zu spielen, sind wir gleich „baden“ gegangen, da wir uns ein viel zu großes und viel zu schwieriges Thema gewählt hatten. Aber auch diese Bauchlandung gehört zu den Erfahrungen und war keinesfalls unnütz, denn wir haben viel daraus gelernt. Also mussten wir etwas kleiner anfangen, aber das Ziel sollte Allen dienen. Durch die Dislozierung unserer Mitarbeiter war das „Wir-Gefühl“ etwas aus dem Focus geraten. Also spielten wir das erste Minispiel auf Anregungen, welche gemeinsamen Aktivitäten wir in den nächsten 36 Monaten durchführen wollen. Wir spielten die „Eiscreme Agenda“, denn jedes Spiel soll einen Namen haben. Der Erfolg war überwältigend. Üblicherweise dauert ein Minispiel 8 Wochen und hat, je nach gewünschtem Ziel, mehrere Gewinnstufen. Bei diesem Spiel gab es die Gewinnstufen 12, 24 und 36. Wir haben die höchste Gewinnstufe bereits nach wenigen Tagen erreicht. Das hat uns Mut gemacht, weitere Spiele zu spielen.

Das Ziel

Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Wir wollen eine Veränderung der Unternehmenskultur dahingehend erreichen, dass sich jeder Mitarbeiter als Mitunternehmer sieht und das Handeln durch den Willen geprägt ist, mit guten Ideen den Erfolg des Unternehmens zu forcieren. Dazu gehört natürlich, dass die wichtigsten Kennzahlen bekannt sind und daraus die kritische Zahl des Unternehmens ermittelt wird. Den Mitarbeitern muss auch klar sein, welches die Treiber der kritischen Zahl sind und mit welchen Stellschrauben sie beeinflusst werden können. Kritische Zahlen in einem Unternehmen sind z. B. Kundenanzahl, Umsatz, Gewinn, Cash Flow usw. Es soll Transparenz für Alle herrschen. Dazu gehört aber auch, dass alle die gleiche Sprache sprechen, also das gleiche Verständnis für Finanzbegriffe haben. Denn letztendlich wird das Great Game of Business, jedes Jahr wieder, auf die kritische Zahl im Unternehmen gespielt. Die kritische Zahl kann sich ändern. Das Ziel nicht.

Schlusswort

Nun zur Eingangsgeschichte. Damit sich viele Besucher für unsere Webseite interessieren, haben wir ein Spiel auf Blogbeiträge gespielt. Es gab wieder mehrere Gewinnstufen. Bei diesem Spiel konnte jeder entweder auf die einzelnen Gewinnstufen spielen oder auf die höchste Gewinnstufe zocken. Die höchste Gewinnstufe ist die Addition der einzelnen Stufen plus Bonus. Da ich auf die höchste Gewinnstufe gezockt habe und diese unbedingt erreichen möchte, habe ich, zusätzlich zu meinem Beitrag „Work Life Balance“, diesen Artikel geschrieben. Was hat das mit Sex und Rock ’n’ Roll zu tun? Na ja, bis auf die Textzeilen von MMW: nichts. Macht sich aber gut als Überschrift und in Suchmaschinen.

 [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Open-Book_Management

 

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