Von Sonja Kumm am 25.03.2020
Unternehmen, Social Distance, Homeoffice
Für uns als Unternehmen ist es nochmal eine ganz andere Herausforderung, mit der derzeitigen Situation umzugehen: Der Geschäftsbetrieb muss aufrechterhalten werden, wir wollen und müssen für unsere Kunden da sein. Gleichzeitig gilt es, alle Mitarbeiter zu schützen sowie an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen zu appellieren, sich richtig zu informieren und zu verhalten.
Unsere Geschäftsführung hat uns frühzeitig mit wichtigen und ganz klaren Informationen versorgt und genauso frühzeitig dafür gesorgt, dass wir geschlossen im Homeoffice arbeiten. Das war für uns leicht umsetzbar, weil wir als IT-Unternehmen
- für unsere Kunden sowieso einen hohen Anteil an Projektarbeit in Teams leisten, die hauptsächlich oder doch sehr viel virtuell zusammenkommen und
- bereits voll digitalisiert sind und jeder von uns ist technisch entsprechend ausgestattet. Somit ändert sich an dieser Stelle momentan gar nicht so viel für uns. Die wirkliche Herausforderung liegt im Zwischenmenschlichen: Wie können wir unsere Gemeinschaft über die ungewohnt anhaltende Distanz stärken?
Hundert Prozent Homeoffice = Hundert Prozent sozial isoliert?
Ich gehöre also zu den Glücklichen, die jetzt im Homeoffice arbeiten dürfen und können. Dafür bin ich so dankbar, denn ich weiß ja, dass es „da draußen“ sehr viele Menschen gibt, die das nicht können. So kann ich mich selbst und andere schützen und nicht zuletzt unser Gesundheitswesen entlasten (#flattenthecurve).
Dass ich meiner Arbeit weiterhin nachgehen und so meine normale Alltagsstruktur mit lediglich leichten Anpassungen aufrechterhalten kann, gibt mir definitiv ein Stück Normalität. Doch immer nur „home alone“? Wir „Infinitassen“ sehen uns nun bis auf Weiteres gar nicht mehr. Jeder arbeitet zu Hause und der persönliche Austausch, den wir sonst haben und der bei uns auch sehr viel mehr ist, als Smalltalk und Konversation, entfällt.
Mit etwas Kreativität ist Nähe ganz einfach
Umso mehr hat es mich gefreut, wie sehr sich an dieser Stelle die Tragfähigkeit unserer Unternehmenskultur zeigt, unser starkes Miteinander, unsere gemeinsamen Werte und unsere Verbundenheit: Wir wünschen uns Nähe und können sie auch haben, wir müssen das jetzt nur anders gestalten.
Dafür braucht es ein bisschen Kreativität, aber da mache ich mir wenig Sorgen. Denn wenn es darauf ankommt, ist an kreativen Ideen offensichtlich kein Mangel. Dabei kommt es nicht darauf an, „von hinten durch die Brust ins Auge“ zu denken, sondern einfach mal in sich hineinzuhorchen und dann einfach zu machen.
Die gemeinsame virtuelle Mittagspause
Schon am ersten Homeoffice-Tag hat ein Kollege eine Outlook-Einladung zur „Gemeinsamen virtuellen Mittagspause“ für alle erstellt. Superidee wie ich finde, kleine Maßnahme mit großer Wirkung. So essen wir immer noch gemeinsam Mittag, wenn wir es wollen. Wir tauschen uns aus, sehen uns und haben daher gar nicht so sehr das Gefühl von Distanz, sondern tatsächlich von Nähe. Auch schön: Ich kann endlich mal die Küchen und Esszimmer, also ein Stück Zuhause, von den Kollegen sehen, von denen ich das bisher noch nicht kannte. Das hat etwas sehr Persönliches, das auch ein Stück verbindet.
Das Infinitassen-Blitzlicht
Eine weitere tolle Idee ist unser „Infinitassen-Blitzlicht“: Ein wöchentliches virtuelles Treffen für alle, die es wollen. Der Name Blitzlicht ist Programm: 10 bis 15 Minuten, in denen jeder etwas in die Runde geben kann. Ein Wort, eine Empfehlung für Bücher, Musik, Podcasts, Videos oder Alltagstipps. Eben ein kurzer Kontakt und eine kleine Inspiration.
Ich finde das echt klasse und bin gespannt, welche Ideen wir in den nächsten Wochen noch haben werden, um gegenseitig an unserem Alltag teilzuhaben. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass das, was wir jetzt gemeinsam erleben und bewältigen, uns zukünftig noch näher zusammenstehen lässt.
Fazit
Die Frage, welche Chance dieser Krise innewohnt, was wir daraus lernen und in die Zukunft transportieren können, ist meiner Meinung nach absolut zentral momentan. Und ich hoffe, dass ich mit meinen Beispielen eines zeigen konnte: Es liegt in der Natur einer Krise, nicht einfach nur schlimm zu sein, sondern auch eine Chance für Neues zu bieten. Und ob man gestärkt daraus hervorgeht, hängt davon ab, ob man diese Chance ergreift. Dafür braucht es gar nicht so viel: Mut, Zuversicht, einen positiven Blick, ein offenes Herz und Anteilnahme.
Darauf sollten wir alle schauen. Dann können wir unser Miteinander auch weiterleben und gestalten, wenn wir uns isolieren müssen. Und ich glaube, das ist eine ganz wichtige Sache, die wir jetzt wieder stärker neu entdecken müssen und die wir uns erhalten sollten:
- Über uns selbst und unseren engsten Kreis hinausdenken.
- Für alle da sein, die uns brauchen: Familie, Kollegen, Nachbarn …
- Eine breit aufgestellte Gemeinschaft erleben, als Gesellschaft wieder näher zusammenrücken, alte Werte neu beleben.
- Solidarisch sein.
- Ein bisschen mehr „Slow Life“, in dem für mehr Platz ist, als Schnelllebigkeit und Individualismus.
In der jetzigen Situation bedeutet das vor allem eines: Sich laufend gut zu informieren und sich entsprechend zu verhalten. In der Lage zu sein, eigene Bedürfnisse im Interesse der Gemeinschaft zurückzustellen.
Ich denke, es muss mittlerweile jedem von uns klargeworden sein, dass Social Distance existenziell ist. Dass es dabei darum geht, nicht nur uns selbst, sondern vor allem diejenigen zu schützen, die in die Risikogruppen gehören.
Jeder Einzelne trägt dafür Verantwortung. Auf jeden Einzelnen kommt es jetzt an.

